von Dr.Gerd Jehmlich
Inhaltsverzeichnis
Im vorliegenden Beitrag soll gezeigt werden,
in welcher Weise die Messeinrichtungen und die Messmittel der TTL -
Belichtungsmessung qualitativ verändert wurden, um die Fehlereinflüsse der
zuerst angewandten integralen Belichtungsmessung zu vermindern. Es werden die
Arten der unterschiedlichen Messmethoden von der partiellen Spotmessung über die
gewichtete mittenbetonte Messung bis zur modernen Mehrfeldmessung und ihre
Wirkung im Zusammenhang mit der sensitometrischen Kurve betrachtet.
Im Jahr 1962 stellte die Fa. Tokyo Kogaku K.K. die Topcon
RE super vor, die weltweit als erste Kleinbild - Spiegelreflexkamera mit
integraler Belichtungsinnenmessung gilt.
Dieser Kamera
folgten in kurzen Abständen als erste europäische SLR die Alpa 9d von Pignons
A.G. Ballagues, Schweiz [1963], die Asahi Pentax Spotmatic von Asahi Optical Co
[1964] und die Prakticamat [1965] von Pentacon, Dresden.
Vorausgegangen war die erste TTL - SLR Pentax Spotmatic mit
Spot - Messung bereits 1960 ohne Großproduktion, die in verbesserter Form mit
feststehender Spotzelle noch einmal 1963 vorgestellt wurde.
Diese rasche Aufeinanderfolge von TTL - Kameras aus
verschiedenen Ländern, auf deren Messprinzipien noch näher eingegangen wird
zeigt, in welcher Breite parallel und unabhängig voneinander in der Welt an
diesem Thema gearbeitet wurde.
Dies spiegelt sich auch
in der Patentliteratur wider. Das auslösende Bauelement war der CdS -
Fotowiderstand, mit dem viel geringere Leuchtdichten messbar waren als mit dem
bis dahin verwendeten Se- Element, so dass tatsächlich "durch" das Objektiv
gemessen werden konnte.
Um die Effekte der schrittweise
verbesserten TTL - Messung anschaulich beschreiben zu können, soll zunächst auf
die Zusammenhänge zwischen der Motivstruktur des aufzunehmenden Objektes und der
"richtigen" Belichtung auf der fotografischen Schicht eingegangen werden.
1. Motivstruktur und Belichtung
Von Beginn der Photographie an war die richtige
Belichtung - die sensitometrische Abbildung des Objektes auf den Empfänger -
eine entscheidende technische Größe für das gut gelungene Bild. Betrachtet man
Daguerrotypien oder mit nassem Collodium hergestellte Bilder, so ist neben den
erstaunlich hohen Fähigkeiten, die zur Vor - und Nachbereitung notwendig waren,
immer wieder die offensichtliche Erfahrung der Photographen bei der Wahl der
Belichtung zu bewundern, mit der Lichter und Schatten im allgemeinen gut mit
Zeichnung wiedergegeben sind. Und das, obwohl die Gradationskurve dieser frühen
fotografischen Verfahren wahrscheinlich steiler und damit der Belichtungsumfang
des Materials geringer war als die der heutigen Negativ- und Umkehr-Emulsionen.
Zur Definition von Bildstrukturen wurden drei Bilder
ausgewählt, die typische Motive von Portraitaufnahmen mit dunklen oder hellen
Hintergrund oder eine Landschaft mit hellem Bildanteil im oberen Bereich
darstellen, wie sie seit H. Krone immer wieder aufgenommen werden.
Zur quantitativen Aussage der Belichtung eines realen
Motives auf die fotografische Schicht, kann das reale Bildmotiv in ein
berechenbares Ersatzmotiv umgewandelt werden. Demonstriert ist das in den
Bildern 1 bis 3, indem neben dem realen Bild das Ersatzbild dargestellt ist.

Bild 2 H.
Krone, Damenbildnis, Amyleum-Prozess * 1852
Bild 3 H.
Krone, Bad Schandau, Trockenplatte 1887
Die berechenbaren Ersatzmotive setzen sich aus hellen
Flächenanteilen [Hellanteilen] und dunklen Flächenanteilen [Dunkelanteilen]
sowie aus den Grautönen [bei schwarz/weiß] zusammen, die ihrerseits durch die
Lichter und die Schatten begrenzt sind. Der Grauanteil soll durch einen
kontinuierlichen Graukeil dargestellt sein, dessen Gesamtwert ein einfaches
Integral bildet wobei der Quotient von Lichter zu Schatten den Kontrast
darstellt.
Die berechenbare mittlere Leuchtdichte eines
so definierten Ersatzmotives soll an dieser Stelle als zentraler Zusammenhang
nur einmal vorangestellt werden.


| Hierin bedeuten: |
|
Von besonderer Bedeutung sind:
und

die zu den Teilkontrasten Ko und K1 führen, mit denen sich Über- und Unterbelichtungen auf Negativ- und auf Umkehrfilm anschaulich diskutieren lassen [1]. [Darstellung der Teilkontraste siehe Grundlagen].
Zur Vorbereitung dieser Diskussion müssen noch die Dichtekurven [Gradationskurven], die Mindestbelichtung und der Belichtungsumfang der verwendeten Emulsionen betrachtet werden. Im nachfolgenden geschieht diese Darstellung vereinfacht. Es wird daher nur eine Dichtekurve [statt für Farbfilm 3 Dichtekurven] wiedergegeben, um das Prinzipielle sichtbar zu machen. Im speziellen gilt DIN 4512 für Farbnegativ - und Farbumkehrfilm [2], [3].
Bild 4
Dichtekurve Negativfilm
Bild 5
Dichtekurve Umkehrfilm
Aus den Bildern 4 und 5 sind die folgenden zwei grundlegenden Zusammenhänge ableitbar:
Bildkontrast, Belichtungsumfang des Filmes und
Belichtungsspielraum
Der ausnutzbare Objektumfang soll als Bildkontrast K AU definiert sein. Es ist der Kontrast, mit dem nach der optischen Abbildung das Bild auf der fotografischen Schicht entsteht. Ein mittlerer Bildkontrast kann mit 1,3 log E angenommen werden. Infolge des Streulichtes im Kameraraum ist der Bildkontrast K AU = 100 [2 log E ] ein sehr hoher Wert und der Bildkontrast K AU = 500 [2.7 log E ] wird kaum erreicht, unabhängig davon, dass der Motivkontrast im realen Objekt bis zu 3 log E oder größer auftreten kann. [Abschätzung zum max. Bildkontrast siehe Grundlagen].
Für Farb-Negativfilm gilt ein Belichtungsumfang BU FN = 2.9 log E und für Farb-Umkehrfilm BU FU = 1.6 log E.
Für Aufnahmen auf Farb- Negativfilm [auch SW-Film] folgt daraus, dass der Belichtungsumfang stets größer ist als der Bildkontrast und damit ein Belichtungsspielraum entsteht, der mit einem hohen Bildkontrast-Grenzwert von 2 log E immer noch eine Belichtungstoleranz gemäß
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von ca +/- 1,5 Belichtungstufen zulässt..
Für Aufnahmen auf Farb - Umkehrfilm dagegen, kann es damit eintreten, dass der Bildkontrast größer als der Belichtungsumfang ist und nicht nur kein Belichtungsspielraum vorhanden ist, sondern nicht einmal der gesamte Bildkontrast übertragen wird.
Auf jeden Fall sind aber auch bei mittleren Bildkontrasten von 1.3 log E, [ K AU = 20 ] nicht mehr als +/- 0,5 Belichtungsstufen Spielraum zugelassen.
Zum Überblick vgl. Tabelle 1
| Tabelle 1: Bildkontrast und Belichtungsspielraum | ||||||||||||||||||||||||||||||
| ||||||||||||||||||||||||||||||
Die später zu besprechenden technischen Lösungen der
Belichtungsmessung, insbesondere der nun hoch entwickelten TTL-Mehrfeldmessung
sollten also hinsichtlich ihrer Effekte mit dem viel kritischeren Umkehrfilm
bewertet werden. Der Masseneinsatz des Negativfilmes dagegen lässt immer noch
die Spekulation offen, ob die hohen Gutausbeuten aufgrund der fortgeschrittenen
hochelektronischen Messeinrichtung entstehen oder durch günstige Verhältnisse
von Bildkontrast und Belichtungsumfang bewirkt werden.
Wirkung des grundsätzlichen Fehlers der integralen Belichtungsmessung
Bei integraler Messung des Gesamtbildes nach der
Abbildung des Objektes durch das Objektives [TTL-Messung] wird die mittlere Leuchtdichte B gemessen. Bei gleichem Kontrast
wird diese mittlere Leuchtdichte jedoch durch die Hell- bzw. Dunkelanteile
verändert. Der Kontrast aber ist die Größe, die mit Lichtern und Schatten auf
der sensitometrischen Kurve untergebracht wer- den muss. Die von einem
"Normalobjekt" abweichenden Hell- bzw. Dunkelanteile verfälschen demzufolge die
Messgröße, die für die Belichtung massgebend ist.
Zur
Berechnung der zu erwartenden Fehlbelichtung sind die Teilkontraste Ko und K1
geeignet. Sie ändern sich entsprechend der Motivstruktur mit ihren Hell-
bzw. Dunkelanteilen bei Integralmessung wie das im Abschnitt "Grundlagen", [Teilkontraste],
dargestellt ist und plazieren die Minimalleuchtdichten [Schatten] oder die
Maximalleuchtdichten [Lichter] auf der Dichtekurve, vergleiche Bild 4 und Bild
5. Das heißt, ein Maß für die Über - oder Unterbelichtung kann für Negativfilm
der Teilkontrast Ko und für Umkehrfilm
der Teilkontrast K1 sein. Die
"richtige" Belichtung hinsichtlich der Schatten bei Negativfilm und Lichter bei
Umkehrfilm gilt bei integraler Messung demzufolge nur für ein "Normalobjekt".
Für alle anderen Objekte entstehen Über - oder Unterbelichtungen.
Diese Über - oder Unterbelichtungen als Folge der
integralen Belichtungsmessung können innerhalb des Belichtungsspielraumes des
Filmes liegen und ihn damit einschränken, sie können den Belichtungsspielraum
aber auch überschreiten, wodurch Lichter oder Schatten ohne Zeichnung entstehen.
Dies kann man den Fundamentalfehler der integralen Belichtungsmessung
nennen.
Es sind verschiedene Werte für ein
"Normalobjekt" hinsichtlich des Kontrastes sowie der Hell - oder Dunkelanteile
definiert worden [1], [4]. Bedeutsam ist, dass der Teilkontrast K 0, norm des Normalobjektes auch in die
Kalibrierungskonstante der Belichtungsgleichung eingeht und damit die Lage des
Mittelwertes der Belichtung B * t auf der Dichtekurve fixiert, wie noch gezeigt
wird. Da das Normalobjekt nur Bezugsgröße ist, ändert sich bei unterschiedlich
angenom- menen Werten für ein "Normalobjekt" nur der Nullpunkt, nicht aber die
absoluten Abweichungen der Unter - bzw. Überbelichtungen.
Für ein "Normalobjekt" wurde u. a. angenommen: K AU = 32, Hellanteil P H = 0,3 [30%], Dunkelanteil P D = 0. Daher betragen die Teilkontraste dieses Normalobjektes Ko, norm = 16, K1, norm = 0,5, wie aus den Gleichungen ( 2 ) und ( 3 ) hervorgeht. Damit nun kann die Bestimmung der Belichtungsfehler L bei integraler Messung vorgenommen werden.
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Dieser Belichtungsfehler L ist von den drei Parametern Kontrast K AU, Hellanteil pH und Dunkelanteil pD abhängig. Seine Darstellung ist daher dreidimensional und in den Grenzen K AU = 0 ... 128, pH = 0 ... 1, pD = 0 ... 1 jeweils für Negativfilm und für Umkehrfilm berechnet worden [4]. Eine weitergehende Diskussion des Fundamentalfehlers der integralen Messung ist im Abschnitt "Grundlagen" vorgenommen. Die durch integrale Messung eintretenden Belichtungsfehler können in den angegebenen Grenzen mehr als 4 Belichtungsstufen betragen. Werden nur die statistisch häufig auftretenden Bildparameter in den Grenzen 8 < K AU < 32, 0 < p H < 0,5, 0 < p D < 0,2 berücksichtigt, so erreichen die Belichtungsfehler bei integraler Messung die Werte
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Zur besseren Übersichtlichkeit ist nachfolgend eine Darstellung gewählt, bei der auf die Varianten [pH + pD] verzichtet wurde und nur die Hellanteile [keine Dunkelanteile] sowie die nur Dunkelanteile [keine Hellanteile] dargestellt sind. Diese Werte bilden also die Seiten der allgemeinen räumlichen Darstellung der Fehlbelichtungskörper.
Bild 6
Fehlbelichtung auf Negativfilm bei integraler Messung
Die sehr unterschiedlichen Abhängigkeiten der Fehlbelichtung vom Kontrast und den Hell - bzw. Dunkelanteilen bei integraler Messung lassen sich auch in dieser eingeschränkten Darstellung noch gut sichtbar machen. Eingezeichnet sind außerdem die oben gezeigten drei Bildmotive mit den [geschätzten] Bildkontrasten und Hell - bzw. Dunkelanteilen, wenn sie integral gemessen worden wären. Man erkennt die unterschiedlichen Fehl-Belichtungswerte der Bildmotive vor allem in Abhängigkeit ihrer Hell - bzw. Dunkelanteile. Das Normalobjekt wird natürlich mit L = 0 belichtet.
2. Die Kalibrierungsgleichung [ Belichtungsgleichung ]
Die Kalibrierungsgleichung regelt den Zusammenhang
zwischen Blende, Belichtungszeit, Filmempfindlichkeit und der hieraus folgenden
wirksamen Belichtung des Filmes. Mit Hilfe dieser Kalibrierungsgleichung lassen
weitere wesentliche Aussagen ableiten.
Das ist einmal
die Darstellung des Normalobjektes in der Kalibrierungsgleichung und zum anderen
die vollständige Darstellung aller Fehlereinflüsse bei der Belichtung.
Mit Bedacht wird hier die Kalibrierungsgleichung zunächst in der klassischen Form wiedergeben:

mit der Kalibrierungskonstanten

| Hierin bedeuten: |
|
In der Praxis erhielt die Kalibrierungskonstante c für
Kameras mit integraler Belichtungsmessung den Wert ca 32 lx s < c < 64 lx
s.
Das Normalobjekt in der Kalibrierungsgleichung
Da der Funktionswert von
und Ho in der Kalibrierungsgleichung ca 1 lx s
beträgt, lässt sich hieraus der Teilkontrast Ko, norm des Normalobjektes mit ca 10 < Ko
< 16 ableiten. Das Normalobjekt ist also in der
Kalibrierungskonstanten enthalten.
Vollständige Darstellung aller Fehlereinflüsse bei der Belichtung in allgemeiner Form.
Die Darstellung aller Fehlereinflüsse auf die Belichtung lässt sich durch sog. partielle Differentation der Kalibrierungsgleichung gewinnen. Für Interessierte ist dies in Anlage A3 vorgenommen. Danach setzt sich die Summe aller Fehlerinflüsse auf die Belichtung wie folgt zusammen:
|
Summe der Fehlereinflüsse = F [int] + F [w] + F [Ob] + F [Mat] |
| Hierin bedeuten: |
|
Im Rahmen dieser Betrachtung wird der Einfluss des
Materialfehlers außer acht gelassen.
Für den
allgemeinen Fall der integralen Aussenmessung wirken daher die Fehlereinflüsse
des Aufnahmeobjektives und insbesondere die Nichtübereinstimmung der Raumwinkel
von Messeinrichtung und Aufnahmeobjektiv [ z. B. bei Objektivwechsel ]
zusätzlich auf das Messergebnis. Von erheblicher Bedeutung ist der letztgenannte
"Winkelfehler", der das integrale Messergebnis noch weiter stark verschlechtern
- aber auch verbessern - kann.
In diesem allgemeinen
Fall ist eine systematische Voraussage des Gesamtergebnisses infolge der grossen
Anzahl von Einflußparametern kaum mehr möglich ist. Eine Untersuchung dieser
Zusammenhänge wurde vorgenommern [5].
Mit Einführung der TTL-Messung werden nun der
"Objektiveinfluss" und der "Winkelfehler" der allgemeinen Außenmessung
eliminiert, so dass nur der Fundamentalfehler der integralen Belichtungsmessung
übrig bleibt.
Im Abschnitt 4 erfolgen die
Untersuchungen zur Verminderung des Fundamentalfehlers der integralen
Belichtungsmessung durch die teilintegrale Belichtungsmessung mit
Gewichtung.
Darstellung der Kalibrierungsgleichung mit Lichtwerten
Die heute allgemein benutzte Darstellung der Kalibrierungsgleichung, beruhend auf der Basis 2 lautet:
|
EV = AV + TV = LV + SV - C` |
| Hierin bedeuten: |
|
Die Ableitung dieser heute gebräuchlichen Darstellung der Belichtungsgleichung mit Lichtwerten aus der klassischen Darstellung ist in Anlage A1 vorgenommen, um die Zusammenhänge mit den Grundlagen der fotografischen Belichtung noch einmal in Erinnerung zu rufen.
Nach ISO gilt die Zuordnung: Der Lichtwert LV ist dann 0 [LV = 0 ], wenn
Damit erhält die Kalibrierungskonstante den Wert C`= 5
und damit c = 2 exp 5 = 32, [ s. Anlage A 4 ] in Übereinstimmung mit der
Konstanten c der klassischen Kalibrierungsgleichung in der das oben definierte
Normalobjekt enthalten ist.
Es soll erwähnt sein, dass
mit dieser Kalibrierung nach ISO die Belichtung der Kamera auf "18 % grau"
geeicht ist. Das soll heißen, dass ein Normalobjekt zugrunde gelegt ist, welches
82% des einfallenden Lichtes reflektiert und bei "richtiger" Belichtung ein Bild
entsteht, dessen Helligkeit durchnittlich 18% entspricht. Es werden nun die
technischen Lösungen der ersten TTL - SLR mit Integralmessung vorgestellt
werden.
3. Spiegelreflexkameras mit integraler TTL-Belichtungsmessung
Nachfolgend werden einige bemerkenswerte technische Lösungen von SLR-Kameras vorgestellt, die das Zeitalter der TTL - Messung eröffnet haben.
Topcon RE super, Tokyo Kogaku K.K., Japan 1962,
[6]
Die Topcon RE super war die erste SLR der Welt, die mit TTL - Messung ausgerüstet war Sie wurde ab 1963 verkauft. Die Vorstellung der Kamera erfolgte bereits zur Photokina 1962 und fand dort nicht die ihrer Bedeutung entsprechende Aufmerksamkeit.
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Bild 10 Topcon RE super, Anordnung der zwei CdS Großflächen - Fotowiderstände hinter dem Spiegel |
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Bild 10a Die Topcon RE super |
Obgleich mit der Topcon RE super die erste praktisch
genutzte TTL - Messung vorgestellt wurde, waren in ihr bereits bemerkenswerte
Lösungen verwirklicht.
Dies betraf einmal die
modifizierte integrale Messung, die zur teilweisen Abschwächung des integralen
Messfehlers das Himmelslicht geringer bewertete als die übrigen Bildpartien.
Diese Hellanteile - üblicherweise am oberen Bildrand - die das integrale
Messergebnis wesentlich beeinflussen, wie gezeigt wurde, konnten durch eine
Dämpfung unterdrückt werden. Die Grundidee der "gewichteten" Messung, die erst
viel später Allgemeingut wurde, war damit bereits angewendet. Realisiert wurde
das durch zwei CdS - Großflächen - Fotowiderstände auf der Rückseite des
geritzten Spiegels, von denen einer am unteren Ende des Spiegels geringer
empfindlich war und damit die oberen Bildpartien unterbewertete.
Die andere Pionierleistung betraf die Belichtungsmessung
bei Offenblende, die ebenfalls erst später von anderen Kameraherstellern
angewendet wurde. In der Topcon RE super war hierfür eine sehr eigenwilige
mechanische Lösung eines Summengetriebes verwirklicht.
Die Anordnung der Fotowiderstände am Spiegel war gewählt,
um das Suchersystem auswechseln zu können. Das hat streng genommen den Nachteil,
dass die Helligkeitsverteilung eines unscharfen Bildes ausserhalb der Fokusebene
gemessen wird, dessen Hell/Dunkelanteile sowie Lichter und Schatten je nach
eingesetzter Objektivbrennweite verschieden unscharf waren, da eine
Winkelabhängigkeit durch die unterschiedlichen Lagen der Austrittspupille der
Wechselobjektive eintrat. Damit war der oben erwähnte Einfluss bei
Objektivwechsel bei dieser TTL-Messung nicht vollständig augeschlossen.
Alpa 9d, Pignons A.G. Ballagues, Schweiz 1963,
[7]
Die Vorstellung der Alpa 9d erfolgte 1963 in Europa von einem mittleren schweizer Unternehmen. Die um diese Zeit noch allgemein weiterentwickelte Aussenmessung - 1965 führte Leitz mit dem Modell Leicaflex die CdS-Außenmessung ein - hat Pignons A.G. übersprungen und erstmalig und noch vor Asahi Kleinflächen-Fotowiderständen am Prisma neben Okular angeordnet.
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Bild 11 Alpa 9 d Anordnung von drei Kleinflächen - Fotowiderständen am Prisma neben und über dem Okular |
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Bild 11a Die Alpa 9d |
Die parallel geschalteten CdS - Fotowiderstände bewerteten das Reflexbild auf der Mattscheibe vollintegral ohne Gewichtung mit der Konsequenz der Wirkung des Fundamentalfehlers der integralen Belichtungsmessung.
Als außerordentliches Detail ist die Messung des am Auge vorbei tretenden Falschlichtes durch einen oberhalb des Okulars angebrachten Fotowiderstandes zu bewerten, eine Lösung die später in keiner TTL-Messung mehr auftrat. Es scheint schwierig gewesen zu sein, einen exakten Zusammenhang zwischen gemessenen Falschlicht und der elektrischen Subtraktion dieses Wertes herzustellen. Die Messeinrichtung war eine Arbeitsblendenmessung mit gekuppelten Belichtungsmesser.
Asahi Spotmatic SP Asahi Opt. Co, Tokyo, Japan 1964
[8]
Bei Angabe der Jahreszahl 1964 muss ausdrücklich
hinzugefügt werden, das es sich hierbei um das Vorstellungsdatum der SLR
Spotmatic mit integraler Messung handelt, die nachfolgend behandelt wird.
Dieser Spotmatic sind zwei Typen SLR von Asahi mit
Spotmessung vorausgegangen wovon die erste - Asahi Pentax Spotmatic - [K2
Spot-Eye] bereits 1960 vorgestellt wurde. Sie war mit einem von außen
steuerbaren CdS - Fotowiderstand [6° bei f = 50 mm] ausgerüstet. Der Steuerhebel
war hinderlich. Es kam keine Produktion zustande. Die verbesserte Asahi Pentax
Spotmatic erschien 1963 mit einem in der Mitte der Mattscheibe angeordneten
feststehenden Kleinflächen - Fotowiderstand von 3 mm Durchmesser, die produziert
wurde.
Der Spotmessung lag der - theoretisch - einzig
richtige Gedanke zugrunde, die Lichter und/ oder die Schatten zu messen, damit
den ausnutzbaren Objektkontrast K AU zu
kennen und diesen - wie oben behandelt - auf den Belichtungsumfang des Filmes
unterzubringen.
Dieser Messvorgang verlangt einen
Denkprozess, die richtigen Lichter und Schatten zu
messen und stand dem Automatisierungsgedanken, mit nur einem Messwert zum Ziel
zu kommen, entgegen. Auf die Spot-Messung wird in Abschnitt 5 eingegangen.
Mit diesem Grundgedanken entwickelte nun auch Asahi Opt. Co
die Asahi Spotmatic SP mit integraler Messung.
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Bild 12 Asahi Spotmatic SP Anordnung von zwei Kleinflächen - Fotowiderständen am Prisma neben dem Okular |
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Bild 12a Die Asahi Spotmatic SP |
Der Name Spotmatic wurde beibehalten obwohl eine vollintegrale Messung mit Arbeitsblende und gekuppeltenBelichtungsmesser vorgestellt wurde. Die Spotmatic SP war die erste SLR mit TTL-Messung, die in Varianten in Großproduktion von 1964 bis 1975 hergestellt und millionenfach verkauft wurde. In den 60iger Jahren produzierte Asahi ca 40 000 Spotmatic pro Monat. Während dieser Zeit wurde das Mess-System mit der Anordnung der zwei Fotowiderstände beibehalten und auch nach der Einführung des K - Bajonettes 1975 blieb das Spotmatik - Messsystem unverändert, so dass diese Lösung bis zum Ende der K-Ära 1997, also 33 Jahre genutzt wurde. Die erste Lösung dieser Art wandte die Alpa 9d ein Jahr vor der Spotmatic SP an, wie oben erläutert.
Prakticamat Pentacon Dresden, DDR 1965 [10],
[11]
Die erste deutsche SLR mit TTL - Messung entwickelte der VEB Pentacon in Dresden. Die Anordnung geht auf eine Patentanmeldung vom 08.03.1962 [12] zurück. Damit wird auch hier deutlich, wie nach dem Erscheinen des CdS - Fotowiderstandes an vielen Stellen der Welt nahezu gleichzeitig an der TTL - Messung gearbeitet wurde.
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Bild 13 Prakticamat Ausspiegelprisma über der Bildfeldlinse mit Großflächen-CdS Fotowiderstand |
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Bild 13a Die Prakticamat |
Die Prakticamat wurde ab 12 / 1965 ca 3 Jahre produziert
und erreichte eine Auflage von insgesamt 25.245 Stück. [ 10 ]. Das Meßsystem
erfasste integral die gesamte Leuchtdichte des Mattscheibenbildes und unterlag
damit ebenfalls dem fundamentalen Fehler der integralen Belichtungsmessung.
Hieraus entstanden die umfangreichen Untersuchungen zur
Einschränkung dieses Fehlers, die letztlich zur mittengewichteten teilintegralen
Messung führten, die ab 1968 u. a. in der Praktica super TL verwirklicht wurde;
ein Mess-System, dass noch heute primär in allen SLR wirksam ist. Diese
Grundlagenarbeiten werden in Abschnitt 4 vorgestellt.
Canon Pellix Canon Camera Co., Inc. Tokyo, Japan [13]
Zwei Jahre nach der Vorstellung der ersten produzierten Kamera mit Spotmesung von Asahi [1963], stellte Canon die eigenwillige Canon Pellix vor, in der ein Kleinflächen - CdS -Foto- widerstand in den Strahlengang eingeschwenkt wurde und ein transparenter, fest eingebauter Folienspiegel den Klappsspiegel ersetzte. Das Hauptobjekt war mit dem in der Bildmitte wirksamen Empfänger zu messen.
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Bild 14 Canon Pellix Der Kleinflächen - CdS - Fotowiderstand wird zur Spotmessung in die Bildmitte geschwenkt |
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Bild 14a Die Canon Pellix |
Der Nachteil, das fotografische Bild durch eine Folie
abbilden zu müssen überwog den Vorteil, den mechanischen Klappspiegel ersetzen
zu können. Messtechnisch war kein Fortschritt gegen über der Asahi Spotmatic mit
Spotmessung eingetreten.
Der praktischen Einführung der
TTL Messung sind viele Überlegungen vorausgegangen, die sich in der
Patentliteratur vor allem für die partielle Innenmessung widerspiegeln [14],
[15].
Insbesondere wird als Basislösung der TTL-
Messung für Spiegelreflexkameras häufig das Patent von Karl Nüchterlein, Exakta
Dresden zitiert [16]. Dies ist u. a. in der Alpa History [8], bei R.Hummel [10]
und in der Histoire de TTL [13] der Fall.
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Bild 15 Funktionsbild aus Patentschrift Nr. 722 135, Klasse 57 a, Gruppe 9 03, patentiert im Deutschen Reich ab 28. Juli 1939, Erfinder Karl Nüchterlein |
An dieser Stelle ist jedoch darauf hinzuweisen, dass diese patentierte Lösung für einen praktischen Einsatz absolut unbrauchbar gewesen wäre. Durch einen lichtelektrischen Empfänger, der als Rahmen ausgebildet ist, werden in diesem Fall nur die bildunwichtigen Elemente am Rand gemessen, vor allem aber die Hell - und Dunkelanteile, die - wie eingehend nachgewiesen wurde -, ein integrales Messergebnis verfälschen, insbesondere dann, wenn die Mittenmessung vollständig entfällt. Diese Zusammenhänge konnten Karl Nüchterlein nicht bekannt sein, da die entsprechenden statistischen Untersuchungen der wahrscheinlichen Bildstrukturen, aus der die teilintegrale, mittenbetonte Messung hervorging, erst nach 1965 systematisch betrieben wurden. Mit dem Wissen um den Stand der Technik ist jedoch, es einfach falsch, das genannte Patent als Basislösung der TTL - Messung für SLR zu zitieren.
4. Wahrscheinliche Bildstrukturen und teilintegrale, mittenbetonte Messung
Zur Verminderung des Einflusses des integralen Messfehlers ist die Kenntnis der wahrscheinlichen statistischen Verteilung der Hell- und Dunkelanteile sowie der Lichter und Schatten im Bildfeld erforderlich. Nur so ist es möglich, ein Optimum von Lage und Größe eines Messfeldes zu ermitteln, womit bessere Messergebnisse - also geringere Belichtungstoleranzen - erzielt werden können als mit integraler Messung.
Diese statistische Verteilung im Bildfeld einer Spiegelreflexkamera wurde durch Ausmessen einiger hundert Bildmotive gewonnen, die in Landschaftsbilder, Architekturbilder, Portrait und Nachtaufnahmen gegliedert waren. Sie stammten von einer grossen Zahl Amateuren. Durch Ausmessen der Bilder wurden die Lage und Grösse von Hellflächen [Hellanteile] und
Dunkelflächen [Dunkelanteile] sowie von Maximal-Leuchtdichten [Lichter] und MinimalLeuchtdichten [Schatten] ermittelt und deren Werte nach einer Wahrscheinlichkeitsrechnung fixiert. Die Ergebnisse sind in Bild 16 und Bild 17 dargestellt.
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Bild 16 statistisch wahrscheinliche Verteilung von Hell- und Dunkelanteilen im Bildfeld |
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Bild 17 statistisch wahrscheinliche Verteilung der Maximal - und Minimal - Leuchtdichten |
Man erkennt nicht nur, dass die Hellanteile am oberen
Bildrand statistisch am stärksten vorhanden sind [das war allgemein bekannt]
sondern vor allem, dass ein Messfeldmittelpunkt bis unterhalb der Bildfeldmitte
anzuordnen ist, um den Einfluss der Hellanteile statistisch zu vermindern.
Deutlich ist auch, dass Dunkelanteile relativ gleichmässig über dem Bildfeld
verteilt sind. Mit der zusätzlichen Kenntnis der statistischen Lage der Lichter
und Schatten konnte das optimale Messfeld ermittelt werden.
Dieses Optimum wird durch eine ovale Messfläche von ca 50%
bis 60% der Bildfeldgröße, gebildet, deren Schwerpunkt unterhalb der Bildmitte
liegt wobei innerhalb dieser gedachten Messfläche mit einer Empfindlichkeit von
ca 100% und nach aussen abfallend mit einer Empfindlichkeit bis auf ca 10%
gemessen wird.
Zum Nachweis dieser Aussage wurde eine
weitere sehr grosse Anzahl von fotografischen Aufnahmen hergestellt wobei die
Belichtung mit jeweils unterschiedlichen Messfeld-Größen - und Lagen
erfolgte,[rel. Messfeldgrößen 0,36% bis 100% integral].
Das Ergebnis der Gutausbeute, belichtet auf
Farb-Negativfilm und bezogen auf eine Belichtungstoleranz von L = +/- 0,5 zeigt
Bild 18.
Bild 18 Gutausbeute mit Messfeldern
unterschiedlicher Lage und Größe
Danach entsteht das Maximum der Gutausbeute bei einer
rel. Messfeldgröße von ca 50%, in Übereinstimmung mit den Ergebnissen aus der
wahrscheinlichen statistischen Bildverteilung, wobei die Gutausbeute deutlich
höher ist als mit integraler Messung [4].
Diese
Erkenntnisse, die zur mittenbetonten teilintegralen Messmethode führten und
deren Messempfindlichkeits-Verteilung in Bild 19 dargestellt ist, wurden
erstmalig in der Praktica LLC, Bild 20, verwirklicht, die 1968 vorgestellt und
ab 1969 produziert wurde.
Bild 19 teilintegrale, mittenbetonte
Messfeldanordnung für das Optium der Gutausbeute
Nach wie vor ist diese Messmethode Bestandteil aller
modernen SLR, lediglich die technischen Lösungen hierfür wurden variiert, wie
noch gezeigt wird.
Im Ergebnis ist festzuhalten, dass
die mittenbetonte teilintegrale Messung die Erfassung der vollständigen
Ausdehnung der Hell- oder Dunkelanteile vermeidet, die den Messwert verfälschen
und sie erfasst Lichter und Schatten vorwiegend in der bildwichtigen Mitte. Auf
diese Weise wird der integrale Messfehler vermindert und die Gutausbeute
gesteigert.
Würden die drei Motive der Bilder 1,2 und 3
mittenbetont/teilintegral gemessen, dann wären ihre Fehlbelichtungen geringer
als mit integraler Messung und in der Darstellung Bild 8 lägen die Messwerte
näher bei 0.
Zur statistischen Ermittlung einer
wahrscheinlichen Bildstruktur, wie sie oben dargestellt wurde, ist bereits hier
anzufügen, dass Nikon ein entsprechendes Verfahren unter Auswertung 30 000
realer Bildszenen ebenfalls anwandte, um die Grundlage für die
5-Segment-Mehrfeldmessung der Nikon FA zu schaffen [ s. Abschnitt 6 ].
5. Spiegelreflexkameras mit teilintegraler, mittenbetonter TTL - Belichtungsmessng
Auch an den optischen Lösungen der mittenbetonten teilinegralen Messung wurde international in unterschiedlichen Entwicklungszentren nahezu zeitgleich gearbeitet. Dies zeigt u. a. die Patentanmeldung von Kowa Company Ltd., Japan [17] mit Anmeldetag v. 10.03.1966 und der Auslegeschrift von Elbe-Kamera GmbH Dresden [18] mit Anmeldetag vom 14.07.1966, die eine nahezu identische Messanordnung betreffen, wie sie in Bild 20 für die Praktica LLC gezeigt ist und produziert wurde.
Bild 20
Praktica LLC Realisierung der mittenbetonten teilintegralen
Belichtungsmessung
Bild
20a Die Praktica LLC
Wie erwähnt, sind verschiedene optische Lösungen angewandt worden, um die Mittenbetonung der Belichtungsmessung und - in weiterer Entwicklung - die partielle Messung zu realisieren. Im Nachfolgenden sollen einige wenige typische Lösungen vorgestellt werden.
Nikon F3
Nikon Corp. Tokyo, Japan 1972
Das Mess-System befindet sich im Kameragehäuse, so dass Wechselsucher verwendet werden können. Das Messlicht tritt durch den Schwingspiegel und wird über einen zweiten Spiegel auf die Silizium-Fotodiode am Kameraboden gelenkt. Die Tranparenz in der Mitte des Schwingspiegels wird durch ca 50 000 unverspiegelte Mini-Elemente erreicht. Damit fallen ca 8% des Gesamtlichtes auf den Empfänger.
Bild 21
Nikon F3 stark mittenbetonte Messung mit Si-Fotodiode im Kameraboden.
Bild
21a Die Nikon F3
Das Mess-System der Nikon konzentrierte ca 80% der Messempfindlichkeit auf einen Durchmesser von 12 mm in der Mitte des Bildfeldes. Nur 20% der Messempfindlichkeit erfassten das übrige Bildfeld. Damit war das eine stark konzentrierte mittenbetonte, fast schon partielle Messung.
Praktica VLC
Pentacon Dresden, DDR 1974
Das Ausspiegelelement für das Messlicht befand sich am Schwingspiegel. Damit konnten ebenfalls Wechselsucher verwendet werden. Die Messung war teilintegral mittenbetont und das Messfeld war konzentriert auf einen Durchmesser von ca 15 mm. Ausserhalb dieses Bereiches wurde mit ca 50% Empfindlichkeit - zum Bildrand hin abfallend - gemessen.
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Bild 22 Praktica VLC mittenbetonte teilintegrale Messung mit CdS - Fotowiderstand an der Seite des Spiegelraumes. |
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Bild 22a Die Praktica VLC 3 (1976-1981) |
Contax RTS
III Kyocera Corp. Japan 1990
Eine typische Lösung, mit der sowohl mittenbetont teilintegral als auch partiell gemessen werden konnte, ist in der Contax RTS III verwirklicht. Beide Mess-Strahlengänge sind exakt voneinander getrennt. Die Si-Fotodiode für die mittenbetonte Teilintegralmessung befindet sich am Ausgang des Prisma oberhalb des Okulars und wird durch eine asphärische Linse beleuchtet. Die Spot-Mess-Fotodiode mit ca 5 mm Durchmesser Messfläche, die am Kameraboden untergebracht ist, erhält das Messlicht über zwei Hilfsspiegel.
Bild 23 Contax RTS gering mittenbetonte
teilintegrale Messung und partielle Messung
Bild
23a Die Contax RTS
In SLR mit Autofokussierung, in denen im allgemeinen der
AF-Empfänger im Kamerboden angeordnet war, wurde häufig die Auspiegelung sowohl
für mittenbetonte Messung als auch für Spotmessung oberhalb des Okulares
bevorzugt. Diese Lösung wurde z. B. in der Contax AX 1995 verwirklicht. Die
bisher betrachteten Mess - Prinzipien sind noch einmal kurz zusammengefasst.
Die Integralmesung ist die ursprüngliche, zu Beginn der
TTL - Messung ausschließlich angewandte Messart. Das gesamte Bild wird
undifferenziert und unabhängig vom Motiv bewertet. Die bildunwichtigen Hell -
Dunkelanteile vor allem führen zu Messfehlern, wie dies ausführlich imAbschnitt
1 dargestellt wurde. Der Denkprozess für eine individuelle Korrektur des
Messwertes ist noch sehr ausgeprägt und erfordert sehr viel Erfahrung. Die
Integralmessung im vorgestellten Sinn wird nicht mehr angewandt.
Teilintegrale, mittenbetonte Messung
Mit der teilintegralen, mittenbetonten Messung wird
gegenüber der integralen Messung eine statistisch höhere Gutausbeute erreicht,
wie im Abschnitt 4 behandelt. Das zentrale Messfeld, u. U. im unteren Bereich
unempfindlicher als im übrigen Bereich [ zusätzliche Dämpfung des hellen
Himmelslicht-Einflusses ], erfasst ca 60% - 80% des Gesamtergebnisses mit großer
Gewichtung und zu ca 40% - 20% das restliche Umfeld geringer gewichtet. Im
Grunde genommen ist dies bereits eine modifizierte Zwei - Zonenmessung mit
unterschiedlicher Gewichtung der beiden Messfelder. Liegt das bildwichtige Motiv
nicht automatisch in der Mitte des Bildfeldes und wird daher nicht von der
mittenbetonten Messung erfasst, so ist ein Schwenk mit anschließender
Speicherung des Messwertes erforderlich, was immer noch einen Denkprozess,
jedoch mit viel weniger Erfahrung als im integralen Fall erfordert.
Partielle Messung, Spotmessung
Stärker noch als bei der mittenbetonten Messung erfasst
die partielle Messung mit einem kleinen Messfleck das bildwichtige Motiv. Diese
Messung wurde in den ersten SLR mit TTL-Messung ausschließlich angewendet,
bereits 1960 in der K 2 Spot Eye von Asahi.
Hierbei
besteht sowohl die Möglichkeit, nur das bildwichtige Detail zu messen und
"richtig" zu belichten, wobei die übrigen Bildelemente sich selbst überlassen
bleiben als auch Lichter und Schatten zu messen und
den gesamten Kontrast im Belichtungsumfang des Filmes unterzubringen [was im
Umkehrfilm nicht immer vollständig möglich sein wird]. Die Spotmessung ist
Bestandteil aller SLR der 80-er Jahre neben der mittenbetonten Messung [siehe
hierzu stellvertretend Contax RTS III, Bild 23].
Mit dieser qualitativen Gegenüberstellung ist es möglich
die Prämissen einer weiterentwickelten TTL- Messung umreißen. Eine solche
Messung sollte viele Bildpunkte erfassen und die Messwerte mit einer
entsprechen- den Logik so verarbeiten, dass die Belichtungsergebnisse weiter
optimiert werden. Dieses Ziel wird mit der Mehrfeldmessung erreicht.
6. Die Entwicklung der Mehrfeldmessung und ihr Gewinn
Die potentiellen Hersteller haben alle ihre eigenen
Mehrfeldmessungen entwickelt und werben in den Prospekten mit immer größerer
Anzahl von Mess - Sensoren für ihre Lösung. Die dafür erforderlichen
mathematisch - elektronischen Grundlagen sind nicht allgemein verfügbar. Es
entsteht auch die Frage, inwieweit mit der Anzahl der Sensoren die
Aufnahmequalität immer weiter messbar gesteigert werden kann oder ob nicht eine
vergleichsweise geringe Zahl von Sensoren verteilt über das Bildfeld bereits ein
Maximum der Gutausbeute bringt. Die Kenntnis der Werte einer Anzahl von
Messpunkten allein - gleich ob es viele oder wenige sind - nützt nichts, wenn
nicht eine Logik zugrunde gelegt wird, sie zu verarbeiten.
Es wird das Prinzip der Fuzzy - Logik als sogenanntes
wissensbasiertes System für Mustererkennung benützt, das zu beschreiben den
Umfang und den Sinn dieser Ausarbeitung weit überschreiten würde. Einen
Überblick gibt E. Bratz [19]. Überdies sind die Algorithmen einzelner Lösungen
der Mehrfeldmessung nicht veröffentlicht, so dass nichts anderes übrigbleibt,
als die Wirkung der angewandten Fuzzy-Logik in der
Mehrfeldmessung zu beschreiben, was auch viel verständlicher ist.
Die Nikon FA enthielt erstmalig eine
Mehrfeldmessung mit 5 Sektoren und stellte damit eine ähnliche Pionierleistung
auf dem Gebiet der TTL - Messung dar wie die Topcon RE super, die 20
Jahre früher die angewandte TTL - Messung weltweit einleitete. Trotz dieser
unbestreitbaren Tatsache, war der Verkaufserfolg der Nikon FA nicht groß, da
zur gleichen Zeit die Minolta 7000 als erste Autofokus - SLR erschien [mit
konventioneller TTL - Messtechnik]. Mit dem Verständnis der Wirkung der 5 -
Zonen - Mehrfeldmessung der Nikon FA können auch die Verbesserungen dieser
Messmethode gegenüber der nur integralen, nur mittenbetonten oder nur partiellen
Messung früherer TTL-Messungen deutlich gemacht werden.
Es soll nun eine vereinfachte Beschreibung der
Mehrfeldmessung der Nikon FA vorgenommen werden.
Nikon FA Nikon Corp. Tokyo, Japan
1983
Unter dem Begriff AMP [ Automatic Multi Pattern ] hat
Nikon Corp. die erste 5 - Zonen - Mehrfeldmessung vorgestellt.
Grundlage ist die Anwendung der Fuzzy-Logik als sog.
wissensbasiertes System, womit die Messwerte der Mehrfeldmessung einer aktuellen
Szene mit der Datenbank von ca 30 000 realen Motiven professioneller Fotografen
- eingeteilt in 20 Gruppen - verglichen werden. Das Matrix - System versucht
zuerst zu schätzen, was fotografiert wird um danach die Belichtungsberechnung
durchzuführen [20].
Die 5 Messzonen werden von 2 Si -
Fotodioden erfasst, die am Okular angeordnet sind. Eine Si - Fotodiode misst die
linke Seite [ Sektoren 2, 4 und die Mitte 1 ], die zweite Si - Fotodiode misst
die rechte Seite [ Sektoren 3, 5 und ebenfalls die Mitte 1 ].
Zusätzlich erfassen die Sensoren die aktuellen
Objektivdaten wie Objektivtyp, Apertur und Brennweite, um u. a. Vignettierung
und Lichtabfall zu kompensieren.
Bild 24
Nikon FA, Anordnung der 2 Si - Fotodioden am Okular
Bild
24a Die Nikon FA
Die zweckmäßige und völlig automatische Auswahl der
richtigen Messmethode für das jeweils vorliegende Motiv bei der Mehrfeldmessung
ist der spektakuläre Fortschritt gegenüber den klassischen Belichtungsmess -
Einrichtungen, die jeweils immer nur mit einer oder zwei Arten dieser
Messmethoden auskommen mussten und zudem noch durch Überlegung einzusetzen
waren.
Das Schema der 20 Motivgruppen, die hinsichtlich
ihrer Motivszenen [Außenmotive, Szenen mit Sonne, Zwielicht, Dunkelheit] und der
Graduierung ihrer Kontraste gegliedert sind, enthält gleichzeitig die jeweils
zugeordnete zweckmäßige Art der Belichtungsmessung.
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Bild 25 Die wirksamen Messmethoden der Mehrfeldmessung in Abhängigkeit der Aufnahmeszenen |
Danach ist u. a festzustellen, dass alle Dunkelszenen
generell durch Messen der Schatten bewältigt werden, die mittenbetonte Messung
weitestgehend bei flachen Kontrast angewendet wird und die integrale
Durchschnitts - Messung bei fast allen Kontrasten häufig einsetzbar ist.
Erfasst man das Auftreten der Messmethoden [ A, B, C, D ]
in den einzelnen Szenengruppen [ 1 ... 20 ], so folgt die Häufgkeit ihrer
Anwendung mit teilintegral/mittenbetonter Messung zu 7,5 %, Messung der Lichter
zu 5 %, Durchschnitts - Messung zu 50 % und Messung der Schatten zu 37,5 %.
Zur Erzielung dieser Ergebnisse werden die 5 Segmente bei
der Messung sequentiell nach Lichtwerten ausgewertet. Die max. Bewertung ist der
Lichtwert LW = 16 [ ASA 100 ]. Höhere Lichtwerte werden nicht höher bewertet.
Segmente die max. Lichtwerte melden, werden von der Belichtungsbewertung
ausgeschlossen, jedoch wird die Lage dieser Lichtwerte im Bild [jeweiliges
Segment] für die weitere Szenenbeurteilung verwendet.
Zusätzlich wird die Differenz der Lichtwerte der einzelnen
5 Segmente beurteilt, um die Stärke des Kontrastes zu ermitteln.
Die nachfolgenden Beispiele sollen das Verhalten der
Mehrfeldmessung näher erläutern [siehe Bild 25].
Die Mehrfeld - Messung variiert also den Einsatz der
zweckmäßigen Belichtungsmessmethode und strebt damit eine höhere Gutausbeute
gegenüber den klassischen Messeinrichtungen an, die in einer SLR eben nur einmal
- oder kombiniert zweimal - vorhanden waren.
Mit der
Mehrfeldmessung wird der ausnutzbare Kontrastumfang des Bildes nicht nur
irgendwie, sondern so im Belichtungsumfang des Bildes untergebracht, dass mit
hoher Wahrscheinlichkeit die Lichter weiß [mit Zeichnung] und nicht grau und die
Schatten dunkel [mit Zeichnung] und nicht grau wiedergegeben werden. Dabei wird
im allgemeinen beim Negativfilm der Belichtungsumfang immer noch nicht
überschritten werden. Im Fall des Umkehrfilmes jedoch kann dies eintreten. Die
kritische Beurteilung des Gesamtergebnisses der Mehrfeldmessung hat demzufolge
mit dem Dia - Film zu erfolgen.
Nikon Corp. hat das
Prinzip der 5 - Sensoren - Mehrfeldmessung über 15 Jahre beibehalten und erst
1998 mit Einführung der Nikon F 100 weiterentwickelt, indem den 5 Hauptsensoren
noch 5 Spot - Sensoren zur Feinabstimmung beigefügt wurden. Damit ist es auch
möglich, Spotmessungen vorzunehmen, ohne die Kamera schwenken zu müssen, wenn
das bildwichtige Detail nicht in der Mitte der Bildszene liegt.
Es ist nun nahezu unmöglich, einen irgendwie gearteten
Nachweis zu erbringen, dass eine größere Anzahl von Mess - Sensoren statistisch
eine noch höhere Gutausbeute bringt.
Inzwischen ist die
Mehrfeldmessung so weit fortgeschritten, dass in Analogkameras unter Ausnutzung
der Multi - Sensoren für Autofokus bis zu 35 Mess - Sensoren [ Canon 2000 ??? ]
und bei Digitalkameras unter Ausnützung der CCD-Empfänger bis zu 256 Mess -
Segmente [Pixel] und mehr [21] für die Belichtungsbestimmung eingesetzt werden.
Es soll daher noch ein kurzer Überblick über die
technischen Löungen der Mehrfeldmessung gegeben werden.
Canon EOS - 1 N Canon Inc. Japan 1997
Die Belichtungsmessung ist eine 16 - zonige gewichtete
Mehrfeldmessung. Der Begriff "gewichtet" leitet sich hier davon ab, das das
Fokussierfeld der Autofokussierung bei der
Belichtung besonders gewichtet wird. Die Mehrfeldmessung ist optisch -
elektronisch mit dem AF - System der Canon EOS 1 N [ Bezeichnung AIM - System ] gekuppelt, obgleich
die Sensoren für Mehrfeldmessung und AF getrennt im Kamerakörper untergebracht
sind. Der Mess - Sensor für die Mehrfeldmessung ist am Okular, der Multi - Basis
- Sensor für AF ist am Kameraboden angeordnet.
Zur
weiteren Flexibilität in der Anwendung sind die Spotmessung [ 3,5 % ], die
Feinspotmessung [ 2,3 % ] und die Blitzmessung zusätzlich zur Mehrfeldmessung
als eigenständige Messungen möglich.
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Bild 26 Canon EOS - 1 N Die Anordnung des Mess - Sensors für eine 16 - zonige Mehrfeldmessung am Okular. |
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Bild 26a Die Canon EOS 1 N |
Ein Jahr später, 1998, erweitererte Canon Inc. in der Canon EOS 3 die Mehrfeldmessung auf 26 Meßsensoren und
schließlich im Jahr 2000 in der Canon EOS 30/33 auf
35 Meßsensoren.
Ausnahmslos
sind neben der Mehrfeldmessung zusätzlich und wahlweise die mittenbetonte
Integralmessung für Landschaftsaufnahmen, die Autofokus-verknüpfte
Selektivmessung mit 5 - 8 Mess-Sensoren [8,5 %], sowie die Spotmessung [2,4 %]
und Multi -Spotmessung [ bis zu 8 Spotmessungen gemittelt ] für kontrastreiche
Motive anwendbar.
In der Canon
EOS 3 werden übrigens diejenigen der 45 AF - Messfelder aktiviert, auf die
das Auge gerichtet ist.
Um den Überblick zur
Entwicklung der Anzahl der Mess - Sensoren für die Mehrfeldmessung abzurunden,
sei noch die MINOLTA Dynax 7, vorgestellt 2000, erwähnt, die 14 speziell angeordnete
Wabenfelder - Messsegmente einsetzt. Auch hier wird eine Gewichtung durch das AF
- System über die Position des Hauptobjektes vorgenommen. Separat zur
Mehrfeldmessung sind ebenfalls die mittenbetonte Integralmessung mit 80 %
Gewichtung durch die mittleren 3 Wabenfelder und die Spotmessung mit dem
mittleren Wabenelement [3 %] einsetzbar.
Mit den
letztgenannten SLR sollen drei Ergebnisse der weiterentwickelten Mehrfeldmessung
verdeutlicht werden.
Zum einen scheint es, dass in
Analogkameras die angegebene Anzahl der Mess-Sensoren nicht uferlos steigen
wird. Renommierte Firmen betonen wieder die geringere Anzahl der Mess-Sensoren.
In diesem Zusammenhang ist noch einmal darauf hinzuweisen, dass die Steigerung
der Gutausbeute gegenüber der Basislösung der Nikon AF mit 5 - Sensoren kaum
nachweisbar sein wird.
Zum anderen wird sichtbar, dass die Mehrfeldmessung
trotz ihrer Flexibilität in der Anpassung an sehr unterschiedliche
Lichtverhältnisse als alleiniges System keinen Bestand hat und die klassischen
Messmethoden wie mittenbetonte teilintegrale Messung und Spotmessung zusätzlich
und separat angewendet werden. Es ist die gleiche Abwendung von einer
Überautomatisierung und Hinwendung zur individuellen Gestaltung wie die
Möglichkeit der Benutzung von Zeit- oder Blenden-Automatik neben der Programmautomatik.
Schließlich wird der Trend
sichtbar, Mehrfeldmessung und Autofokussierung in immer stärkeren Maße
miteinander zu verbinden, was letztlich in Zukunft in einem CMOS - Sensor
vorgenommen werden wird.
Im Abschnitt 6 wird darauf hingewiesen, dass die
Fortschritte in der Belichtung - Messtechnik für Aufnahmegräte streng genommen
nur am Umkehrfilm zu messen sind, da das Dia aus der Aufnahme - Belichtung
entsteht und nach der Entwicklung das Endprodukt darstellt [ im Gegensatz zum
Negativfilm ].
Die breite Anwendung findet jedoch der
Negativfilm der zum positiven Aufsichtsbild führt. Die grundlegenden
sensitometrischen Zusammenhänge von Negativmaterial und Positivmaterial sind in
Bild 27 dargestellt [ 22 ].
Bild 27 Negativ - Positiv - Prozess
In der klassischen 4 - Quadrantendarstellung sind die
sensitomtrischen Kurven des Negativfilmes [ I ] und des Positivpapieres [ III ]
sowie die sich ergebenden Kopiekurven[ IV ] - hier für SW - dargestellt. Diese
Kopiekurven stellen das Übertragungs - Resultat von Objekt zu Positiv dar, wobei
in diese Kette die Belichtung eines Objektes auf den Negativfilm und die
Belichtung des Negativfilmes auf das Positivpapier [ jeweils nach der
Entwicklung ] eingeschlossen ist.
Man erkennt, das die
Art und Weise der Printerbelichtung Einfluss auf das Endresultat haben muß.
Tatsächlich beeinflusst bei modernen Farbprintern die
Printerbelichtung durch die parallel zur Aufnahmetechnik entwickelten manuellen
oder automatischen Dichte oder/und Farbkorrekturen ganz entscheidend das
Endergebnis, - eben das Positiv.
Das soll am Beispiel
zweier moderner Printer von 1984 und 1992, an denen auch die Fortschritte der
Printertechnik ablesbar sind, dargestellt werden.
Konica, Colorprinter CL-P 2000 E, 1984
Mit der Einführung des Nice Print Systems mit Minilab
mit geringstem Wasserverbrauch, stellte Konica den o. g. Printer mit manueller
Korrektur für Dichte und Farbfehler sowie Kunstlichteinfluss vor. Bereits hier
waren die optimalen Kopierdaten aus dem Durchschnitt von 100 000 gemessenen
Negativen gewonnen. Der automatische Belichtungsabgleich erfolgte auf der
Grundlage von Normal - Farbnegativen, die diesem Durchschnitt hinsichtlich
Dichte, Kontrastumfang und Farbgleichgewicht entsprachen.
Die Dichtemessung pro Negativ zur Belichtung erfolgte noch
integral, so dass auch hier der Fundamentalfehler der integralen Messung
entstand, wenn das aktuelle Negativ von einem Normal - Negativ abwich. Als
Normal - Negativ wurde ein Negativ mit 25% Minimal - Dichte [also Hellanteil in
der Vorlage] postuliert, wobei die Minimal - Dichte hier die unbelichteten
Stellen im Negativ sind.
Die manuellen Belichtungs -
Korrekturen wurden notwendig bei Negativen mit einer Abweichung von 25%
Minimaldichte und wenn Dichteunterschiede zwischen dem bildwichtigen Detail und
der Durchschnittsdichte im Negativ vorhanden waren. Während die erstere
Korrektur die Unzulänglichkeiten der hier noch angewandten inegralen Messung
beseitigt und "richtig" belichtete Negative zu "richtig" belichteten Positiven
führt, ist die letztere Korrektur bereits ein Eingriff, womit "falsch"
belichtete Details zu "richtig" belichteten bildwichtigen Details gebracht
werden können.
Die weiteren manuellen
Korrekturmöglichkeiten bezogen sich auf Farbkorrekturen des sogenannten
Dominantenfehlers bei gestörtem Farbgleichgewicht der Negative. Dieser bewirkt,
dass bei Fehlen einer bestimmten Farbe diese im Print dominiert oder bei
Überschuß einer bestimmten Farbe im Print hierzu die Komplementärfarbe wirksam
wird.
AGFA MSP [ Multi Scanning
Prinnter ], 1992
Bei diesem Hochleistungs - Printer [20 000 Kopien / h
bei 24 x 36 mm auf 8,9 x 13,3 cm] werden die Farbnegative gescannt und
hinsichtlich aller belichtungs - farbrelevanten Größen mit den im Speicher
vorhandenen Werten verglichen und hieraus automatisch die erforderliche
Belichtung bestimmt. Diese Vorgehensweise erinnert an die Anwendung der
Fuzzle-Logik auch bei Printern.
Neben der Kalibrierung
von Filmarten [50 Filmspeicher] und Papierarten [99 Papierspeicher] im Speicher,
womit diese Parameter - Varianten automatisch berücksichtigt werden, scheidet
eine Selektorlogik Negative mit unkorrigierbarer Fehlbelichtung oder mit
Lichteinfall und unscharfe Negative [Grundlage Ist die Kontrastübertragungs -
Funktion] aus.
Mit Hilfe einer Dichte -Logik werden nun automatische Korrekturen für
bildwichtigen Details aber auch an Extremmotiven mit mangelnder oder zu starker
Ausleuchtung bei Blitz - und Gegenlichtaufnahmen bewirkt und mit Hilfe einer Farblogik die automatischen Korrekturen bei
Farbdominanten und Kunstlicht vorgenommen.
Damit sind
die Möglichkeiten der Korrektur der Printerbelichtung zur Verbesserung der
Gutausbeute von unzureichend belichteten Negativen enorm und relativieren die
Ergebnisse der besprochenen Aufnahme - Belichtungstechniken.
Auf beiden Sektoren wurde ein riesiger Fortschritt inbezug
auf automatische Korrekturmöglichkeiten zur Erzielung der Gutausbeute erreicht,
der gewissermaßen auf einem der beiden Sektoren [abgesehen von der nur im
Printer möglichen Farbkorrektur] genügt hätte. Die erzielten Gutausbeuten in den
Großlabors betragen 98% oder mehr für Farbpositive und der Anteil hieran aus
beiden Sektoren [Aufnahme und Printen] lässt sich nicht mehr unterscheiden oder
gar quantifizieren.
Während die Kameraindustrie die
Entwicklung der Aufnahme - Belichtungsmethoden publikumswirksam betreiben kann,
sind die Fortschritte bei der Printerbelichtung weitesgehend Insiderwissen
geblieben.
Die Topcon RE super leitete 1962 die TTL -
Belichtungsmessung in SLR mit integraler Messung ein und berücksichtigte bereits
die Dämpfung des Himmelslichtes mit fotoelektrischen Mitteln. Vorangegangen war
die Vorstellung der Asahi Pentax Spotmatic [K2 Spot- Eye] 1960 mit Spotmessung
als erste TTL - SLR überhaupt, die in dieser Form nicht produziert wurde.
Die optischen Anordnungen der integralen und der ersten partiellen TTL - Messungen
werden beschrieben. Es wird dargestellt, dass die Einflüsse des Objektives und
des Winkelfehlers der früheren Außenmessung durch die TTL - Messung elimiert
sind und in welchem Maße der noch verbliebene Belichtungsfehler der integralen
Messung auf der sensitometrischen Kurve wirkt.
Die
hieraus entwickelten statistischen Untersuchungen einer wahrscheinlichen
Bildstruktur sehr vieler unterschiedlicher Bildmotive, die zur mittenbetonten teilintegralen TTL -
Belichtungsmessung führten werden behandelt und in diesem Zusammenhang die
technisch - optischen Lösungen verschiedener SLR vorgestellt. Es wird sichtbar,
dass unabhängig voneinander und nahezu zeitgleich in den Entwicklungszentren
weltweit an diesen Lösungen gearbeitet wurde.
Die mit
der Nikon FA 1983 erstmalig vorgestellte Mehrfeldmessung hat die TTL - Messung revolutioniert.
Die Grundlagen und die Wirkung der Mehrfeldmessung werden anhand der 5 - Segment
- Mehrfeldmessung der Nikon F3 beschrieben und es wird deutlich, dass der Effekt
der Mehrfeldmessung, - die auf dem Vergleich eines aktuellen Motives mit den
Werten einer gespeicherten Datenbank beruht -, in der automatischen Auswahl von
partieller, oder mittenbetonter oder integraler Messung besteht.
Die weitere Entwicklung der Mehrfeldmessung mit steigender
Anzahl von Mess - Segmenten und der Zusammenhang mit der AF - Technik wird mit
Beispielen der optischen Lösungen an SLR erläutert, dabei zeigt sich, dass die
klassischen Messmethoden der mittenbetonten teilintegralen und partiellen
Messung zusätzlich zur Mehrfeldmessung angewandt
werden.
Im Negativ - Positiv - Prozess, dem allgemeinen
Fall der Amteurphotographie, hat die Printerbelichtung mit ihren
Korrekturmöglichkeiten nach Dichte und Farbe einen beträchtlichen Einfluss auf
das "richtig" belichtete Positiv, dem allgemeinen Endprodukt des
photographischen Prozesses. Auch fehlbelichtete Negative können ausreichend gut
zu "richtig" belichteten Positiven hinsichtlich der bildwichtigen Details nach
Dichte und Farbe korrigiert werden.
Vor diesem
Hintergrund werden die Fortschritte der Belichtungsmesstechnik bei der Aufnahme
relativiert und und der Anteil beider Sektoren an der Gesamt - Gutausbeute lässt
sich nicht mehr unterscheiden oder spezifisch quantifizieren.
Für die Überlassung von Unterlagen, für Hinweise und Ratschläge danke ich:
Mittlere Leuchtdichte B eines Ersatzmotives
Der Term
entsteht aus
dem einfachen bestimmten Integral der Summierung des Graukeiles.
... (1)
![]()
| Hierin bedeuten: |
|
... (2)
... (3)
Mit den Teilkontrasten K0 und K1 lassen sich die bei intergraler Messung auftretenden Über - und Unterbelichtungen auf Negativ- und auf Umkehrfilm berechnen.
Abschätzung des maximal
ausnutzbaren Objektumfanges = Bildkontrast K AU
![]()
| Hierin bedeutet: |
|
Durch Reflexion im Bildraum entsteht Falschlicht und
wird den Beleuchtungsstärken aller Bildelemente überlagert.
Annahme: Das Falschlicht beträgt 1% von Emax und Emin = 0.
Damit wird
Beträgt das Falschlicht nur 0,02% von Emax, so steigt der Kontrast auf K AU = 505 mit lg K AU = 2,7
Der Fundamentalfehler der integralen Belichtungsmessung
Der eintretende Belichtungsfehler L ist definiert
Dieser Belichtungsfehler
ist von den
drei Parametern Kontrast K AU,
Hellanteil pH und Dunkelanteil pD abhängig. Seine Darstellung ist daher
dreidimensional und in den Grenzen K AU = 0 ... 128, pH = 0 ... 1, pD = 0 ... 1 jeweils für Negativfilm und für
Umkehrfilm berechnet worden [4]. Die z-Achse [Senkrechte] wird durch den
Kontrast und die Fehlbelichtung
bei
integraler Messung, die x-Achse und y-Achse werden durch die Hell - bzw.
Dunkelanteile gebildet. Dadurch entstehen die Kontrastflächen in räumlicher
Darstellung, wobei innerhalb der Fehlbelichtungskörper die Varianten p H + p D
liegen.
In den angegebenen Grenzen, in denen die
Parameter des Bildes eines realen Motives variieren können und welches integral
gemessen wird, treten Belichtungsfehler auf mit den Werten für Negativfilm L = +
4 bis - 3 für Umkehrfilm L = + 6 bis - 1 Werden nur die statistisch häufig
auftretenden Bildparameter in den Grenzen 8 < K AU < 32, 0 < p H < 0,5, 0 < p D < 0,2 berücksichtigt, so erreichen die
Belichtungsfehler bei integraler Messung die Werte für Negativfilm L = + 1,5 bis
- 1,5 für Umkehrfilm L = + 1,5 bis - 1.
Das "Normlobjekt" in der Kalibrierungsgleichung:
![]()
|
Die Kalibrierungskonstante c setzt sich zusammen aus: |
![]() |
| Hierin bedeuten: | ||||||||||||||
|
In der Praxis erhielt die Kalibrierungskonstante c für
Kameras mit integraler Belichtungsmessung den Wert ca 32 lx s < c < 64 lx
s. Da die Funktionswerte von
und Ho in der Kalibrierungsgleichung ca 1lxs
betragen, folgt mit ( 8 ) der Teilkontrast Ko,
norm des "Normalobjektes" mit ca 10 < Ko, norm < 16. Das Normalobjekt ist also mit
seinem Teilkontrast Ko in der
Kalibrierungskonstanten enthalten.
Vollständige Darstellung aller Fehlereinflüsse bei der Belichtung.
Alle Fehlereinflüsse bei der Belichtung in allgemeiner Form lassen sich durch partielle Differentation der Kalibrierungsgleichung gewinnen. Man erhält:

| Hierin bedeuten: |
|
Darstellung der Kalibrierungsgleichung mit Lichtwerten
Aus der klassischen Darstellung der Kalibrierungsgleichung [ 7 ] lässt sich die Darstellung mit Lichtwerten über die Basiszahl 2 wie folgt ableiten:
eingesetzt in die Kalibrierungsgleichung folgt:

|
Lichtwert: |
|
| Belichtungswert: | |
| Für LV = 0 gilt: | ![]() |
daher ist C` = 5 und damit c = 32 [ c = 2 exp 5 ].